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Bericht im Murnauer Tagblatt

23.03.2016

Ideengeber brauchen langen Atem

Nach anfänglichen Widerständen wähnt sich Murnau Miteinander, mittlerweile sechs Jahre alt, zunehmend akzeptiert.

von Silke Jandretzki

Murnau – Die Produktion in der „Murnauer Denkfabrik“ lief nicht von Anfang an auf vollen Touren. An Ideen mangelte es nie, doch die Umsetzung von Projekten, die Teams der Bürgerbeteiligungs-Plattform Murnau Miteinander (MM) in der Theorie entwickelt hatten, erwies sich immer wieder als schwierig und langwierig. Man traf auf Widerstände, unter Mitgliedern machte sich Unzufriedenheit breit. Bei einigen verfestigte sich der Eindruck, dass ihre Vorschläge zur Ortsentwicklung schier ewig auf den Wegen von Verwaltung und Politbetrieb steckenblieben (wir berichteten).

Nun beackert der Verein MM, der sich nicht als Forderungssteller, sondern als Ideengeber und Katalysator sieht, seit sechs Jahren für den Ort maßgebliche Themen-Felder – und fühlt sich zunehmend akzeptiert, vernetzt und verankert; die Zahl der Mitglieder hat sich auf heute 120 verdoppelt, etwa die Hälfte engagiert sich aktiv. Im Vorstand verfestigt sich das Gefühl, dass Anträge der mittlerweile fünf Teams „von der Verwaltung ernsthafter behandelt“ werden. „Und der Gemeinderat hat viele Vorschläge übernommen“, betont Schatzmeister Peter W. Drexler. Die Erste Vorsitzende Dr. Astrid Bühren macht klar, dass es bei bestimmten Projekten auf langen Atem und Beharrlichkeit ankommt: „Ich habe immer gesagt: weitermachen, weitermachen, weitermachen – und habe das Gefühl, dass sich unheimlich viel getan hat“, erklärt sie in einem Pressegespräch vor der öffentlichen Jahresversammlung am 12. April, in der auch der Vorstand gewählt wird.

Die komplette Führung will erneut kandidieren. Bernd Metzger, der das Team Ortsgestaltung und Verkehrsplanung leitet, hebt das intern sehr gute Zusammenspiel („im Gegensatz zum Gemeinderat“) hervor, die konstruktiven und breiten Aktivitäten, die neben seinem Gebiet die Felder Lebensqualität und Freizeitgestaltung, Kunst und Kultur, Ökologie, Nachhaltigkeit und Energie sowie Soziales, Bildung und Flüchtlinge umfassen. Dabei geht es nicht nur um große Fragen der Ortsentwicklung. Etliche Vorhaben sind keine Leuchtturmprojekte, sondern Mosaiksteine, die den Ort aber bereichern. Dazu zählen neben vielem anderen hochwertiges Theater für Kinder, die Einrichtung eines Runden Tischs mit wichtigen Behörden, die „Bienen-Aktionen“ von „Murnau summt“, die umweltverträgliche Beleuchtung von St. Nikolaus oder eine Abbiegespur nach Seehausen an der evangelischen Kirche, wie sie Metzgers Team vor Jahren beantragte – mittlerweile mit Erfolg. „Speziell verkehrstechnische Dinge sind schwierig in Gang zu bringen“, weiß Metzger. Dagegen könnten in den Teams für Kultur und Soziales Projekte abgearbeitet werden.

Vor allem die Flüchtlingshilfe rückte, bedingt durch die Realitäten, auch bei MM in den öffentlichen Fokus, der Bereich beschäftigt die größte Aktiven-Gruppe im Verein. Die Ehrenamtlichen übernehmen Familienpatenschaften oder kümmern sich nach Angaben von Beisitzerin Angelika Rebholz etwa um den Deutschunterricht und um Freizeitaktivitäten. Zudem helfen sie bei der Suche nach Jobs, Ausbildungsplätzen und Wohnungen für geduldete Migranten; im nächsten Schritt kommen hier anerkannte Asylbewerber hinzu. Die Wohnungsfrage, prophezeit Rebholz, stelle dann ein Riesen-Problem dar. Eine Herausforderung, auch für Murnau Miteinander.

Mitgliederversammlung

Die ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins Murnau Miteinander mit Neuwahlen, die öffentlich abgehalten wird, findet am Dienstag, 12. April, statt. MM-Angehörige sind für 19 Uhr in den Raum 1 im Kultur- und Tagungszentrum eingeladen. Weiter stehen unter anderem Satzungsänderungen, eine Aussprache, diverse obligatorische Berichte und jene aus den Teams an, eine Entlastung und Wahlen des Vorstands sowie der Kassenprüfer.